Nachdem schließlich ein paar Tage vergangen waren, entschloss ich mich dazu, Laura noch einmal auf das Thema Fetisch anzusprechen. Sie hatte mir zwar gesagt, dass sie heute wieder Satin tragen würde, doch wer sagte mir, dass sie das nicht nur so zum Spaß gesagt hatte?
„Ich habe mir schon den ganzen Tag über vorgestellt, wie Du wohl in Deiner grünen Satinbluse ausgesehen haben magst.“, lächelte ich sie nach einer kurzen Pause des Schweigens verschmitzt an.
„Ich muss sagen, dass mir die Vorstellung überaus gefallen hat.“, pirschte ich mich zusammen mit meiner Libido erneut an sie heran.
„Du kannst Dir wirklich vorstellen, heute wieder so etwas zu tragen? Geschmäcker ändern sich.“
„Kann ich.“
Stille.
„Aber nicht, dass Du früher oder später genau so reagierst wie mein Ex-Mann.“, hörte ich sie plötzlich mit einer ordentlichen Prise Misstrauen sprechen.
„Im Gegenteil!“, erwiderte ich schnell.
„In dem Moment, in dem ich Dich in solch einem Outfit sehen würde, wäre mein Schwanz im Nu hart. Allein dass wir uns jetzt darüber unterhalten.“
Um sie von der Ernsthaftigkeit meiner Worte zu überzeugen, stand ich auf und zeigte ihr durch die Hose hindurch mit meinen Fingern die Konturen meines erregten Geschlechts. Überaus konzentriert starrte sie ungläubig auf ihren Bildschirm und achtete auf jedes noch so kleine Detail.
„Damit dürfte wohl feststehen, dass ich es ernst meine.“, kommentierte ich.
„Offensichtlich.“, begann sie vorsichtig zu schmunzeln, ohne ihren Blick vom Bildschirm zu nehmen.
„Was ist eigentlich mit Lack, Leder oder Latex? Hast Du schon einmal solche Sachen getragen?“, setzte ich nach einer kurzen Weile an.
„Nein.“
Ein paar Tage später sprachen wir über Skype einmal mehr über unsere Sexualität. Dabei ging es unter anderem um die Themen Dominanz und Devotion, um die Erfahrungen, die wir bisher gemacht hatten oder die wir noch erleben wollten sowie darum, dass wir all das, was uns erregte , akzeptieren, lieben und schlussendlich auch ausleben sollten.
„Die Voraussetzung für all das ist, dass man ein selbstbestimmtes Leben führt. Je mehr man dabei mit sich selbst im Reinen ist, desto größer kann die Lust, die Erregung und infolgedessen auch die Befriedigung sein.“
Laura wirkte wie festgefroren und hörte mir aufmerksam zu.
„Ich möchte, dass Du ein selbstbestimmtes Leben führst. Dazu gehört zum Beispiel auch, dass Du entscheidest, wann Du was wo anziehen möchtest. Nimm keine Rücksicht, auf niemanden. Nimm einzig und allein Rücksicht auf Dich!“
Das Schöne an einem Schmunzeln war, dass es ansteckend sein konnte. Gleich darauf lächelte ich zurück. Sie schien voller Begeisterung zu sein und saugte jedes meiner Worte wie ein Schwamm auf.
„Egal ob Du Dich mit einer Freundin in einem Café triffst oder mit ihr in einen Club gehst. Wenn Du dabei ein Paar High Heels tragen möchtest, nur zu. Du bist Dir nur selbst verpflichtet, auch oder gerade wenn Du in einer Partnerschaft lebst.“, fügte ich nahtlos hinzu.
„Und was ist, wenn ich von anderen Männern angesprochen werde?“
„Dann unterhältst Du Dich eben mit ihnen, solange, wie Du es für sinnvoll hältst.“ gab ich ihr mit einer überzeugenden Geste zu verstehen.
„Die beiden einzigen Voraussetzungen, die dafür nötig sind, heißen Vertrauen und Loyalität. Ist beides vorhanden, sehe ich kein Problem.“
Selbst wenn ihr dabei miteinander flirtet, schoss es in der Folge beinahe aus mir heraus. Laura, die mich nach wie vor aufmerksam beobachtete.
„Wer bin ich denn, dass ich Dir vorschreiben kann, was Du anziehen oder mit wem Du Dich unterhalten darfst?“, fügte ich hinzu und blickte längere Zeit in ihr vor Dankbarkeit strahlendes Gesicht.
„Im Gegenteil. Zeige Dir aber auch jedem anderen, dass Du eine attraktive Frau bist. Das einzig Wichtige dabei ist, dass Du etwas tust, weil Du es möchtest.“, sprach ich das Mantra zum wiederholten Mal. Danach herrschte auf beiden Seiten erneute Ruhe.
„Wie geht es Dir mit diesen Worten?“
„Gut. Sehr gut sogar.“, schaute sie mich völlig perplex an.