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Real Life /// Walking in Trance (4/9)

Nach dem ich ins Taxi gestiegen war, erinnerte ich mich daran, dass Laura in dem Moment, in dem auch ich die letzte Straßenecke erreicht hatte, weit und breit nicht mehr zu sehen war. Offenbar hatte sie die Bar betreten, ohne Wert darauf zu legen, noch einmal einen Blick oder ein Wort mit mir wechseln zu wollen, was beides zum bisherigen Verlauf des Abends definitiv passte. Als auch ich die Bar erreicht hatte, hatte ich lediglich dumpfe Bässe sowie die ein oder andere Silhouette wahrgenommen, was mich zu der trügerischen Schlussfolgerung gebracht hatte, dass die Bar anscheinend nur schwach besucht war.

Unterdessen mich der Taxifahrer durch Palma chauffierte, bemerkte ich plötzlich, dass er statt nach rechts in die Av. de Jaume III abzubiegen, geradeaus weiterfuhr. Mein Versuch, den Fahrer in diese Erkenntnis zu bringen. So sehr ich es auch versuchte, er schien mein Anliegen weder auf Englisch, noch durch entsprechend gestikulierende Hände zu verstehen. Ich wusste, dass der direkte Weg in Palma oftmals nicht möglich war, dass jedoch nicht nur Palmas Verkehrsführung, sondern auch die Natur eines Taxifahrers auf Mallorca oftmals eine Katastrophe war. Statt uns also Nespresso zu nähern, entfernten wir uns immer mehr! Während dieser Erkenntnis spürte ich mit einem Mal ein ein enormes Bauchkribbeln, was mich augenblicklich dazu veranlasste, mit meinen Beinen nervös auf und ab zu wippen.

Ob Laura mittlerweile von jemandem angesprochen wurde? So wie sie heute Abend aussah, würde es sicher nicht lange dauern, dachte ich und kam zu der triebgesteuerten Erkenntnis, dass es eine Frau, die sich derart zurecht gemacht hatte und die sich alleine in einer Bar aufhielt wenigstens auf einen Flirt abgesehen hatte. Mein steter Blick auf die Uhr. Ob ich ihr die kleine Verzögerung mitteilen sollte? Im gleichen Atemzug spürte ich den Reiz, es nicht zu tun, sie im Unklaren lassen und steckte mein Handy sogleich wieder in das Sakko.

Wie viele Stangen wollte ich jetzt eigentlich kaufen, begann ich mich zu fragen, unterdessen ich auf einen freien Mitarbeiter im Nespresso-Store wartete. Ob ich die obligatorische Einladung zu einem Espresso annehmen sollte? In dem Moment, in dem ich schließlich zahlte, schaute ich beiläufig auf die Uhr. Laura war nunmehr seit exakt 41 Minuten allein! Kaum hatte ich Nespresso wieder verlassen, überlegte ich, ob ich die Rückkehr zu Fuß oder doch lieber mit dem Taxi antreten wollte. Auch wenn die Chance gering war, an den gleichen Taxifahrer zu geraten, die Möglichkeit, dass mich ein ähnliches Schicksal mit einem anderen Fahrer ereilte, war äußerst hoch, so dass ich mich dazu entschied, erst einmal loszulaufen.

Erneut mein Blick auf die Uhr. Nervös begann ich an unzähligen Shops vorbei zu laufen. Der Gedanke, in mindestens einen von ihnen einzukehren. Die Nervosität, die plötzlich immer mehr Besitz von mir ergriff. Erst recht, als ich nach links schaute und im Schaufenster von Gant ein Sakko erkannte, das mir ausgesprochen gut gefiel. Der Gedanke, hineinzugehen und es anzuprobieren. Das Kribbeln, das bei dieser Überlegung um einiges intensiver wurde, erst recht als ich auf den Eingang zusteuerte.
Kaum hatte ich die Filiale betreten, begann ich aufgeregt nach dem Sakko zu suchen. Als ich es endlich gefunden hatte, begann ich alle Größen hastig von rechts nach links zu schieben und nach meiner Größe zu suchen. Wenn überhaupt passte Größe 50, sprach ich leise. Wenn überhaupt? Bei Gant hatte ich noch nie etwas gefunden, das mir auch nur ansatzweise gepasst hätte. Erneut der Blick auf die Uhr. Laura und ich waren jetzt seit exakt 59 Minuten getrennt!

Als ich mir das letzte Sakko anschaute, musste ich schmunzeln. Ausgerechnet die 50 war nicht dabei! Unterdessen ich mir noch einmal das Muster anschaute, hörte ich, wie plötzlich eine Verkäuferin auf mich zukam und dabei etwas auf Spanisch sagte. Nach dem sie mitbekommen hatte, dass ich leider nur Englisch sprach, begann sie mir mitzuteilen, dass mir ihrer Einschätzung nach nur die Größe 50 passen würde, worauf sie alle Sakkos wieder von links nach rechts schob.
Nach dem sie sich davon überzeugt hatte, dass die 50 nicht dabei war, gab sie mir zu verstehen, dass sie im Computer nachschauen wollte, ob sie noch eine 50 im Lager hatte.
„Ok.“, bestätigte ich sie in ihrem Vorhaben, obwohl ich felsenfest davon überzeugt war, dass ihre Mühe vergebens war. Als ich ihr hiernach kurz auf ihren Hintern schaute, traute ich meinen Augen kaum. Die Verkäuferin trug eine hautenge Legging aus Leder in Schwarz!

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