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Real Life /// Walking in Trance (1/9)

„Wollen wir morgen Abend nach Palma fahren?“, fragte mich Laura, nachdem sie mich einmal Mal mehr vom Flughafen abgeholt hatte und wir in unserem Lieblingscafé unseren heiß geliebten Apple Crumple mit Vanilleeis aßen.
„Sehr gerne.“
„Ich hätte mal wieder Lust, einen leckeren Cocktail zu trinken.“
„Sehr gerne.“, wiederholte ich meine Zustimmung und gab ihr, während sie ihren Löffel in den Mund schob, einen Kuss auf die Wange. Als wir wieder zu Hause waren, nahm ich meinen Koffer und packte ihn aus, wobei ich auch nach einem kleinen schwarzen Päckchen griff. Ich hatte ihr bei Revolve eine schwarze Legging aus Vinyl bestellt. Zu meiner Freude wurde sie pünktlich geliefert, so dass meiner Überraschung nichts mehr im Wege stand. Sollte sie ihr gefallen, war diese Legging das wohl mit Abstand glänzendste Stück in ihrem Kleiderschrank!

„Schau mal was ich Dir mitgebracht habe?“
„Oh!“, kam sie mir überrascht entgegen und nahm mir freudestrahlend das Päckchen ab. Neugierig betrachtete sie es von allen Seiten. Vorsichtig riss sie es auf und spähte hinein.
„Wow!“, sprach sie, worauf sie die Legging aus der Folie nahm und der Länge nach vor ihre Beine hielt.
„Meinst Du nicht, dass sie etwas zu sehr glänzt?“, hielt sie plötzlich inne und begann skeptisch mit ihren Fingern auf dem Material zu reiben.
„Das kommt ganz darauf an, womit Du sie kombinierst.“, kommentierte ich ihre Bedenken und achtete einmal mehr auf den verführerischen Glanz.
„Ein Top aus dem gleichen Material wäre sicher too much.“, setzte ich schließlich an.
„Definitiv.“ erwiderte sie mein Schmunzeln. Gedankenversunken faltete sie die Legging wieder zusammen und schob sie in die Verpackung zurück.
„Wobei.“, intervenierte ich.
„Ein Catsuit, der so aussieht, würde Dir sicher auch gut stehen. Wäre sicherlich noch etwas gewagter, doch kombiniert mit einem Jeanshemd oder eleganten Cadigan…?“, gab ich ihr mein Verständnis zum Ausdruck, dass Mode grundsätzlich nur eine Frage der richtigen Kombination war.
„Catsuit? Ausgeschlossen! Oder möchtest Du, dass ich wie eine Presswurst aussehe? Ich befürchte, dass das schon mit dieser Legging so sein wird.“
„Probiere sie doch erst einmal an. Die anderen Leggings stehen Dir doch auch sehr gut.“

Die Gefahr, dass ich bei einem Kleidungsstück auch einmal daneben liegen konnte, war allgegenwärtig und so richtete ich mich dieses Mal, wie jedes Mal, darauf ein, dass ich das was ich bestellt hatte wieder zurückschicken musste. Dieses Mal hatte ich ihr keinen Link geschickt. Dieses Mal lautete das Motto: Alles oder Nichts! Auch wenn ich nicht mit Bestimmtheit sagen konnte, ob ihr diese Legging gefiel, alleine, dass ich sie ein weiteres Mal überrascht hatte, ließ sie anschließend zu mir auf die Couch kommen und mir einen dicken Kuss geben. Letzten Endes war es die Geste, die zählte. Mit ihrem Kuss hatte sie mir gerade einmal mehr gezeigt, dass auch sie darum wusste. Als ich mich später nach ihr umsah, bemerkte ich, dass sie sich in ihr Ankleidezimmer zurückgezogen hatte und, dass die Legging, die sie zwischenzeitlich auf dem Esstisch abgelegt hatte, fehlte. Offenbar wollte sie die Legging wenigstens anprobieren, dachte ich und spähte neugierig Richtung Ankleidezimmer.

Laura wollte also einen Cocktail trinken gehen, erinnerte ich mich an ihre Worte und begann augenblicklich an eine Phantasie in den letzten Tagen zu denken. Über diese Phantasie hatten wir in den darauffolgenden Tagen via Skype gesprochen, über die Phantasie, nicht aber über die Legging, die sich zu dieser Zeit bereits auf dem Weg befand.
„Und was ist, wenn ich in dieser Zeit von jemandem angesprochen werden?“, hatte sie zunächst misstrauisch reagiert.
„Dann unterhältst Du Dich eben mit ihr oder mit ihm.“
Stille.
„Könntest Du Dir das vorstellen?“
„Ja?“
„Aber?“
„Nicht, dass Du mir dann plötzlich doch eine Szene machst.“
„Kannst Dich noch an die Szene im Kaufhaus erinnern, in der Du in der Schuhabteilung vor unser aller Augen die Beine gespreizt hast?“
„Ja.“, begann sie über das Erlebnis zu schmunzeln.
„Habe ich Dir in diesem Augenblick eine Szene gemacht?“
Laura, die mich hiernach lediglich anschaute.
„Habe ich oder habe ich nicht?“
„Hast Du nicht.“
„Habe ich Dir danach jemals eine Szene gemacht?“
„Nein.“
„Allein, dass wir uns gerade wieder darüber unterhalten, turnt mich unbeschreiblich an.“, erwiderte ich worauf ich aufstand und ihr meinen erigierten Schwanz zeigte.
„Ok?“, verlautbarte sie ihre Zustimmung mit einem noch größeren Schmunzeln.

Plötzlich höre ich, wie Kleiderbügel hin und her geschoben wurden. Dazu fiel das ein oder andere Paar Schuhe auf den Boden. Ruhe kehrte ein. War das der Moment, in dem sie etwas gefunden hatte und das gesamte Outfit vor dem Spiegel resümierte? Ihre Schuhe, die auf dem Boden mit einem Mal tapsende Geräusche hinterließen.
„Die Legging sitzt wie angegossen.“, rief sie mit einem Mal durch die plötzlich einen Spalt breit geöffnete Zimmertür.
„Nur mit diesem Glanz bin ich noch nicht zufrieden.“
„Zeig mal?“
„Vergiss es!“, durchschaute sie meine List und schloss gleich darauf wieder die Tür.

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