Erneut ließ ich meinen Blick durch das Restaurant schweifen. Währenddessen ein Kellner bislang nur zu mir geschaut hatte, begann er plötzlich in meine Richtung zu laufen. Ich war dermaßen erregt, dass ich keinen klaren Gedanken fassen, geschweige denn, dass ich mich für ein Gericht entscheiden konnte. Um mir nichts anmerken zu lassen, nahm ich die Speisekarte in die Hand und legte das Handy beiseite.
Als ich wieder in seine Richtung schaute, erkannte ich, dass er näher gekommen war und hoffte inständig, dass er nicht noch näher kam. Schließlich versuchte ich herauszufinden, wann Laura das Video abgeschickt hatte. Erhalten hatte ich es vor gut einer halben Stunde. Noch einmal eine halbe Stunde dazugerechnet und sie konnte sich längst in Palma befinden.
„Hast Du schon gewählt?“, hörte ich den Kellner plötzlich fragen. Als ich aufschaute, erkannte ich, dass er direkt vor mir stand. Mit einer entschuldigenden Geste versuchte ich ihm zu erklären, dass ich noch nicht soweit war und wünschte mir, dass er augenblicklich wieder verschwand. Wenn er wüsste, wie gleichgültig mir der Hunger mittlerweile war, wie sehr ein ganz anderes Bedürfnis nunmehr im Mittelpunkt stand.
Die wiederholte Gewissheit, dass Laura mit dieser Legging in diesem Augenblick alleine durch Palma lief. Sie hatte es ein Privileg genannt und genau das war es auch! Dass mir ein solches gerade verwehrt blieb, fand ich dermaßen geil, dass mir wiederholt ein Gefühl größter Erregung durch meinen Körper schoss. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie tatsächlich ins Cort de Ingles ging und durch das gesamte Kaufhaus schlenderte, solange, bis sie auch dem letzten halbwegs potenten Kunden und Verkäufer aufgefallen war. Sofort dachte ich an unser Shoppingerlebnis, an die unzähligen Blicke sowie an den Moment, in dem sie ihre Beine gespreizt hatte.
Die Erinnerung, die Laura plötzlich auf der Rolltreppe zeigte, bei der sie breitbeinig und mit leicht ausgestrecktem Po auf ihrer Stufe stand. Die Möglichkeit, dass sich das alles ohne mein Beisein in Kürze wiederholen könnte. Dass sie gerade alleine unterwegs war, erhöhte zudem die Chance, dass sie auch angesprochen, im Laufe der Unterhaltung vielleicht sogar zu einem Café eingeladen wurde. Ich überlegte, inwieweit sie darum wusste, dass mir das sogar gefallen würde.
Die Möglichkeit, dass sie sehr wohl darum wusste, weshalb sie die Einladung annahm, ohne auch nur ansatzweise ein schlechtes Gewissen zu haben. Schließlich war Laura eine Netzwerkerin und daher schon von Natur aus an neuen Bekanntschaften interessiert. Wenn ich nicht augenblicklich Ablenkung erfuhr, würde ich es mir noch an diesem Tisch besorgen, dachte ich, stand auf und verschwand auf dem WC.
Kaum war ich wieder an meinem Tisch zurückgekehrt, begann ich erneut an das Erlebnis im Kaufhaus zu denken und die Situation mit der in diesem Moment zu vergleichen. Während ich am Shoppingtag auf Grund meiner Nähe zu ihr jederzeit Einfluss nehmen und daher mit meinen Trieben nach Belieben spielen konnte, waren mir in diesem Augenblick die Hände gebunden.
Obwohl ich mir auf der Toilette gerade einen runtergeholt hatte, schien meine Erregung ungebrochen. Demnach erfuhr ich die Erlösung nicht dadurch, dass ich kam, sondern erst in dem Moment, ich dem ich wusste, dass sie wieder zu Hause war? Darauf würde ich nun lange warten müssen, dachte ich, schließlich war sie erst vor kurzem in Palma eingetroffen. Solange ich also wusste, dass sie unterwegs war, solange würde ich diese Erregung spüren, egal wie oft ich mir letzten Endes einen runterholte.
Die damit einhergehende Gewissheit, dass die Distanz einer Art Keuschheitsgürtel gleichkam, dass ich ihr auf Grund der Entfernung von über 2500 Kilometern regelrecht ausgeliefert war, dass ich das, was fortan passieren würde, schlicht und ergreifend zu akzeptieren hatte. Meine Erregung, die sich im Nu wieder aufgebaut hatte und nunmehr jeden einzelnen meiner Gedanken wieder von vorne durchging.
Ich war mir sicher, dass sie ihr Auto in ihrem Lieblingsparkhaus abgestellt hatte. Dieses befand sich zwischen dem Teatre Principal de Palma und dem Placa Major. Es war eines der ältesten in Palma und infolge der fehlenden Klimatisierung im Inneren ständig überhitzt bisweilen schwül. Geschuldet der alten Architektur war es zudem ungemein verwinkelt und ließ deshalb die ein oder anderen heimlichen Blicke zu. Dieser Umstand galt jedoch nicht nur für den Bereich der Parkplätze, sondern auch für das Treppenhaus. Und auch wenn sie den Fahrstuhl nutzen würde, dieser war derart klein, dass man sich, auch wenn man ihn lediglich zu zweit nutzte, auf engstem Raum befand!
Urplötzlich der Gedanke, dass Laura zu einem Fremden in den Fahrstuhl stieg, dass sich Laura kurz nach dem Betreten des Lifts umdrehte, ihm ihren Rücken zeigte und in gewohnter Manier, mit leicht gespreizten Beinen und ausgestrecktem Po hinstellte, dass sein Blick daraufhin sofort auf ihren Arsch wanderte, mit der Konsequenz, dass er urplötzlich das triebhafte Verlangen spürte, ihren Arsch nicht nur anschauen, sondern auch anfassen zu wollen. So sehr ich mich auch dagegen wehrte, meine Phantasie schien derart real, dass ich nicht anders konnte, als aufzustehen, um erneut auf der Toilette zu verschwinden.
Nachdem ich abermals in den Gastraum zurückgekehrt war, lief ich schnell Richtung Ausgang. Ich musste hier dringend raus!
„Alles in Ordnung?“, hörte ich den Kellner hinter mir fragen.
„Alles in Ordnung.“ antwortete ich um Contenance bemüht, unterdessen ich das Lokal verließ. Kaum war ich an meinem Schreibtisch zurückgekehrt, begann sich mein Gedankenkarussell auf’s Neue zu drehen. Obwohl ich mich mittlerweile zwei Mal befriedigt hatte, war ich nach wie vor erregt! Wenn ich an diesem Tag überhaupt noch zu irgendetwas fähig sein wollte, musste sich schleunigst etwas ändern, dachte ich, nahm mein Handy und schrieb ihr eine SMS.
„Wo bist Du gerade?“