„Ich hatte heute Nachmittag eine Besichtigung mit einem Pärchen.“
„Und?“
„Könnte was werden.“
Stille.
„Sie waren jedenfalls sehr angetan.“
Währenddessen ich sie weiter anschaute, kam ich nicht umhin, festzustellen, dass ihr anfängliches Schmunzeln einem Lächeln wich.
„Was?“, fragte ich und lächelte zurück.
„Sie wollen das Haus gewerblich nutzen. Und jetzt rate mal für was?“
„Keine Ahnung? Ferienvermietung?“, gab ich eher gelangweilt, als neugierig zum Besten. Die Ferienvermietung war, obschon dieses Geschäftsmodell einer riesigen Konkurrenz unterlag, neben der Gastronomie nach wie vor die Nummer eins.
„Sie wollen einen Swingerclub eröffnen.“
„Ach was!“, kommentierte ich vollkommen überrascht. Sofort begann ich mir unzählige Gedanken zu machen, begann ich urplötzlich sowohl Begeisterung, als auch Panik zu spüren.
„Wusstest Du das schon vor der Besichtigung?“, setzte ich misstrauisch an.
„Nein. Das haben sie mir erst währenddessen gesagt.“
Stille.
„Ich hatte den Eindruck, dass es den beiden voll peinlich war, mir das zu sagen. Voll süß!“
„Und wie hast Du darauf reagiert?“, hinterfragte ich weiter, unterdessen ich mich zunehmend über ihre Worte voll süß aufregte. War da ihrerseits so etwas wie Sympathie?
„Ich musste schmunzeln. Sie haben sich zum Schluss sogar bei mir bedankt, dass ich so entspannt reagiert habe.“
„Warum auch nicht, schließlich kannst Du mit ihnen eine Menge Geld verdienen.“
„Das Objekt würde sich dafür perfekt eignen.“, ließ sie meinen letzten Satz ungehört.
„Weil?“
„Weil das Objekt etwas abseits liegt, ein Haupt- und ein Nebenhaus und einen wunderschönen Garten mit Pool besitzt.“
Während Laura immer mehr Details preisgab, erschienen bei mir immer mehr Fragezeichen.
„Im Gästehaus könnte man zum Beispiel einen Darkroom oder einen SM-Bereich mit einem großen Andreaskreuz unterbringen.“
„Hast Du das den beiden etwa auch so gesagt?“
Gespannt starrte ich sie über den Bildschirm an.
„Ja?“
„Und?“, fragte ich von immer mehr Unruhe geplagt.
„Sie haben mir gesagt, dass ich mich anscheinend sehr gut auskenne.“
Unterdessen Laura erneut zu schmunzeln begann, war mir nur noch zum Schreien zumute. Ich fühlte mich, als ob ich gerade die Kontrolle verlor!
Einem Pärchen ein Anwesen zu zeigen, das die Absicht hatte, aus diesem Objekt einen Swingerclub zu machen, war das eine. Etwas anderes, dass man sich derart darauf einließ, dass die beiden denken mussten, dass man mit dieser Thematik deshalb vertraut war, weil man selbst regelmäßig derartige Etablissements besuchte. Erneut der Gedanke, dass mich jemand oder etwas gerade vom Weg drängte.
„Alles ok?“, fragte sie.
„Geht so.“
„Was ist los?“
„Bin gerade eifersüchtig.“
„Weshalb?“
Eine gute Frage, dachte ich. Die Antwort darauf wollte mir einfach nicht in den Kopf.
„Erzähle ruhig weiter.“, versuchte ich von mir abzulenken und der Situation den Stempel calm down aufzudrücken. Laura, die mich über den Bildschirm weiterhin beobachtete und gleich darauf zum finalen Todesstoß ansetzte.
„Sie haben mich gefragt, ob ich zur Einweihungsparty komme.“
„Und?“, fragte ich kleinlaut. Ich wusste nicht, ob ich vor Wut auflegen oder mir vor Erregung einen runterholen sollte.
„Ich habe ihnen gesagt, dass ich das noch nicht weiß, dass ich, wenn überhaupt nur kurz auf ein Glas Prosecco vorbeikommen würde, woraufhin sie gesagt haben, dass es bei einem Glas Prosecco ganz sicher nicht bleiben würde.“
War damit die Anzahl der Gläser oder das Trinken an sich gemeint?
„Hast Du vor, hinzugehen?“
Voller Ungeduld starrte ich sie an.
„Keine Ahnung.“, sprach sie, unterdessen sie ihren Kopf wegdrehte und scheinbar in sich ging.
„Warum eigentlich nicht? Wenn sie ein Restaurant aufmachen würden, wäre das doch auch ok.“
Versuchte sie mir gerade mitzuteilen, dass sie es sich durchaus vorstellen konnte und nunmehr indirekt um mein Einverständnis bat?
„Der Gedanke, abzulehnen, kam Dir nicht in den Sinn?“
„Nein?“
„Und warum?“
„Weil ich sie nicht verprellen möchte? Noch haben sie den Vertrag nicht unterschrieben.“
„Und selbst wenn sie ihn unterschrieben haben.“, setzte sie weiter an.
„Solange das Geld nicht auf meinem Konto ist…“
„…musst Du all das machen, was sie von Dir erwarten?“, unterbrach ich sie und schaute sie nun mit meinem Unverständnis an. Ich wusste ganz genau weshalb sie Laura unbedingt dabei haben wollten. Zum einen, weil sie auf Mallorca hervorragend vernetzt und zum anderen ein absoluter Blickfang war.
„Ha ha!“, reagierte sie plötzlich genervt.
„Du tust ja gerade so, als ob sie es davon anhängig machen würden. Dass sie bei Dir nur unterschreiben werden, wenn Du ihnen versprichst, zur Party zu kommen. Als ob der Kauf einer Immobilie davon abhängen würde!“, begann ich nun mit Pragmatismus dagegenzuhalten.
„Sie haben mir gesagt, dass sie eigentlich zwei Häuser suchen. Eins für den Club und eins für sich privat.“
Sprach sie die Wahrheit oder flunkerte sie mich gerade an? Falls sie tatsächlich zwei Objekte suchten, standen die Chancen verdammt gut, dass Laura die Einladung annahm, erst recht, wenn die Unterschriften lediglich von der Teilnahme an einer feucht fröhlichen Party abhingen.
„Verstehe.“, ruderte ich im selben Augenblick wieder zurück. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass es um weit mehr ging, als nur um das Geschäftliche, dass es auch um ein Interesse privater Natur, sexueller Natur ging. Auch wenn ich den Drang verspürte, sie mit diesen Gedanken zu konfrontieren, hielt ich meinen Mund.