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Real Life /// Offenbarungseid

In den darauffolgenden Tagen ging ich immer wieder auf die ein oder andere Shoppingtour im Internet. Ich wollte, dass sie ein noch besseres Gefühl für meine Definition von Absolut sexy bekam. Im Verlauf schickte ich ihr den ein oder anderen Link infrage kommender Kleidungsstücke und war gespannt, wie sie auf sie reagieren würde.
„Hast Du Dir die Sachen angeschaut?“, fragte ich sie, nachdem ich sie am Abend via Skype wieder vor mir hatte.
„Habe ich.“
„Und? Gefallen sie Dir?“
„Teilweise sogar sehr!“
Perfekt, dachte ich und fasste den Entschluss, nun einen Schritt weiter Richtung Offenbarung zu gehen.

„Ich habe noch einmal über das nachgedacht, was ich Dir über das Thema High Heels gesagt habe.“
Lauras Gesichtsausdruck, der augenblicklich angespannter wurde, als ob sie befürchtete, dass ich hinsichtlich meines Zugeständnisses gleich einen Rückzieher machen würde.
„Und?“, flüsterte sie beinahe.
„Alles in in allem ist es sogar mehr als das.“
Laura, die mich nun irritiert anschaute.
„Ich würde es nicht nur zulassen, mich würde es sogar anmachen.“
Obwohl sich die Muskeln in ihrem Gesicht wieder etwas entspannten, hatte ich noch immer das Gefühl, dass sie verunsichert war.
„Im Prinzip verhält es sich so, wie mit Deinem Tag am Pool, als Du mir erzählt hast, dass Du von diesen beiden Typen beobachtest wurdest.“
Stille.
„Und es ist so ziemlich die einzige Möglichkeit, womit Du mich dominieren kannst.“
„Ich verstehe gerade kein einziges Wort.“, sprach sie orientierungslos und schaute mich über den Bildschirm hilflos an. Ich wusste nicht, ob nun der richtige Zeitpunkt gekommen war, sie über meinen Fetisch vollumfänglich aufzuklären, ob es überhaupt jemals einen gab. Dass was ich allerdings wusste, war, dass ich nun nicht mehr länger warten wollte, um mich ihr diesbezüglich anzuvertrauen.

„Der wesentliche Ursprung meines Fetischs liegt in der Erkenntnis, Dich zum Beispiel in glänzenden Kleidungsstücken zu sehen. Um jedoch größtmögliche Ekstase zu spüren, ist dies aber nur der Anfang, gewissermaßen der erste Teil meines Fetischs, der erste von insgesamt fünf.
Was folgt, ist die triebhafte Absicht, zum Beispiel Deine Beine, Deinen Schritt oder auch Deinen Hintern berühren und somit den glatten Stoff in Verbindung mit Deinem Körper spüren zu wollen. Die Büchse der Pandora öffnet sich insofern, als dass sich die ersten beiden mit der dritten bis fünften Instanz verbinden, insofern ich Dich zwar anfassen will, diesem Drang jedoch nicht nachkommen kann. Entweder, weil wir uns an zwei verschiedenen Orten befinden oder weil Du mir das Berühren Deines Körpers schlichtweg verboten hast. Teil vier steht für das Wissen, dass Du Dich mit den entsprechenden Kleidungsstücken in die Öffentlichkeit begibst und Dich somit auch jeder andere sieht und dass das Credo Anschauen aber nicht anfassen, Teil fünf, schlussendlich für jeden, auch für mich gilt.“
Stille.
„Konntest Du mir folgen?“, hielt ich augenblicklich die Luft an und wartete gespannt auf ihre Reaktion.
„Konnte ich.“
Stille.
„Sicher?“
„Sicher.“
„Aber?“
Stille.
„Bei Dir ist ganz schön viel Fetisch im Kopf.“, sprach sie plötzlich, worauf wir beide laut loslachen mussten.
„Über so etwas wie einen Fetisch habe ich noch nie gesprochen. Gib mir daher bitte etwas Zeit.“
„Über das Thema Sex habe ich in meinem Leben generell erst wenig gesprochen.“, setzte sie nach einem weiteren Moment des Schweigens an.
„Gab es denn bisher keinen einzigen Partner in Deinem Leben, mit dem Du darüber sprechen konntest?“
„Nein.“
„Dann war Sex für Dich bisher nicht mehr als nur ein zufälliges Rein und wieder Raus?“
„Im Großen und Ganzen? Ja.“

Um nicht Gefahr zu laufen, dass sie meine Worte als Spinnerei abtat, verspürte ich in den darauffolgenden Tagen das Verlangen, sie noch einmal darauf ansprechen zu wollen.
„Hast Du noch einmal über mein pathologisch auffälliges Interesse an gewissen Kleidungsstücken, in Verbindung mit dem Verbot, Dich nicht anfassen zu dürfen, nachgedacht?“, hinterfragte ich mein Vorhaben auf absichtlich umständliche und selbstironische Art.
„Habe ich.“, schmunzelte sie.
„Und? Hättest Du Spaß daran, auf die Art ab und an mit Deiner Dominanz zu spielen?“
Stille.
„Warum nicht?“
Stille.
„Meine Erregung ist in diesen Momenten gewaltig. Um ihr standhalten zu können, bedarf es schon einer gewissen Durchsetzungskraft.“
„Du wirst mich schon nicht anfassen.“, antwortete sie. Gleich darauf begann sie ein weiteres Mal zu schmunzeln. Schließlich setzte sie alles daran, mich doch noch ernst anzuschauen, nur um gleich darauf wieder zu scheitern und nun regelrecht loszulachen.
„Dass das gerade nichts mit Dominanz zu tun hatte, ist Dir aufgefallen?“, versuchte ich ihr Verhalten ins Lächerliche zu ziehen und sie schlussendlich zu provozieren.
„Keine Sorge. Du wirst mich schon nicht anfassen.“, wiederholte sie den Satz. Dabei geriet sie erneut ins Stolpern und musste nun sogar noch lauter lachen. Dabei spürte ich, dass sie zu der geforderten Strenge und Dominanz durchaus fähig war.

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