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Russisches Roulette /// Wenn ein Cuckold nach einer weiteren Demütigung schreit

„Möchtest Du die Bilder noch immer sehen?“, las ich am nächsten Tag überraschend eine Nachricht von Ben.
„Unbedingt!“, antwortete ich kurzerhand.
„Wie mir das gefällt, wenn ein Cuckold nach einer weiteren Demütigung schreit! Freigabe erteilt.“
Kaum hatte ich die Bilder angeklickt, war Olivia auf dem ersten Bild stehend von vorne, auf dem zweiten stehend von hinten zu sehen. Ganz gleich für welches Bild ich mich auch entschied, auf beiden Fotos war sie tatsächlich so wie Gott sie geschaffen hatte, konnte ich ihre Brüste, ihr Geschlecht und selbst ihr Gesicht in aller Deutlichkeit sehen.

Mittlerweile waren auch mehr Kommentare hinzugekommen, die direkt unter den Fotos standen und das offenbarten was triebgesteuerten Männern bei der Betrachtung von Werken wie diesen im Schutze der Anonymität in den Sinn kam.

Smiley: Eine wunderschöne Frau! Glückwunsch!
Bitchhunter: Dreilochstute?
Ben: Absolut!
LadyM.: Knall sie schön weg!
Ben: Eifersüchtig!
LadyM.: Im Gegenteil, solltest Du jedoch Unterstützung brauchen, bin ich wie immer gerne dazu bereit!
FuckingPoet: Was für ein Körper, was für ein Gesicht, ich wette, sie zu reiten, ist so entzückend wie ein romantisches Gedicht.
Ben: Ich favorisiere eher die härtere Gangart!
GeilerFratz: Wäre definitiv etwas für Dein nächstes Event!
Nimmersatt: Geiler Arsch!

„Wenn Du möchtest, bitte ich ihn darum, dass wir später zu Dir kommen und er mich vor Deinen Augen nimmt.“, kamen mir ihre Worte in den Sinn. Stand ihre Aussage für eine gewisse Form von Hörigkeit oder für ihren Zweifel, ob ich wirklich Gefallen daran fand?
Event? Was meinte Geiler Fratz mit Event und blätterte weiter in Ben‘s Profil.

„Schöne Bilder! Definitiv nicht von Dir?“
„Definitiv. Was übrigens auch auf die Kommentare zutrifft!“, erhielt ich sodann eine Antwort, worauf er mich wiederholt in die Wirklichkeit stieß. Ein Blick auf den Zähler verriet, dass ich mittlerweile Nummer 631 war, der Olivia auf diesen Bildern sah. Obwohl ich sie nun in aller Deutlichkeit vor mir hatte, schienen sie wohl auf Grund der Art ihrer Aufnahme irgendwie Verschwommen. Sie wirkten wie eine Momentaufnahme, aus einer zufälligen, schier beiläufigen Bewegung heraus. Ob leicht verschwommen oder nicht, Olivia war definitiv zu erkennen. Die Frage war nun, ob das auch für jeden Anderen galt, wenn er oder sie Olivia unverhofft im Alltag traf. Die Bilder hatten etwas. Sogar so viel, dass sich jedes einzelne selbst in Überlebensgröße durchaus an die Wand nageln ließ. Während ich ununterbrochen auf die Bilder starrte, kam mir ein Gedanke, eine Erklärung, wie sie, vor all Dingen durch wen sie zu diesen Fotos gekommen war.

Dass sie sich nackt hatte fotografieren lassen, war das eine, dass sie mir davon nichts erzählt, sondern mir lediglich eine kleine, weil harmlose Auswahl gezeigt hatte etwas anderes und richtete meine Aufmerksamkeit augenblicklich auf Tom. Demnach hatte sie sich im Laufe des Shootings nicht nur vor ihm umgezogen, sondern sich auch nackt fotografieren lassen. Sofort stellte ich mir die Frage, wer von beiden die Motivation dafür bekam.
Ob Olivia wusste, dass sie auf einem solchen Portal derart zu sehen war? Nicht gerade ungefährlich! Je länger ich jedoch darüber nachdachte, desto sicherer wurde ich mir, dass dieser Umstand letzten Endes nicht nur für mich, sondern mit Sicherheit auch für Olivia ungemein erregend war.
Und wenn sich homosexuelle Männer in einen Rausch katapultierten, in dem sie sich auf Sex-Parties von HIV-infizierten ohne Präservativ durchnehmen ließen, konnten ein paar Nacktfotos auf einem anonymen Portal beinahe schon wieder langweilig sein.
„Eine Zukunft hatte unsere Beziehung wohl eher nicht.“, erinnerte ich mich meiner lächerlichen Worte. Diese Form von Resonanz die ich gerade spürte, brachte mich nach wie vor um den Verstand. Aus welchem Grund sollte ich also daran etwas ändern und spürte die Gewissheit, diesen Emotionen ganz sicher nicht eigenhändig den Rücken kehren zu wollen.

Je länger diese Erkenntnis auf mich wirkte, desto öfter fühlte ich, dass ich das Ende unserer Reise immer mehr kommen sah. Nach dichtem Nebel nun zaghafte Umrisse. Konturen die Dank Ben immer deutlicher waren. Andererseits sehnte ich mich nach wie vor nach diesem Mehr und war mir sicher, dass ich noch nicht einmal ahnte wohin mich das Ganze führte. Mehr Demütigung und noch mehr Perversionen, anders als bei einem Film der die gesamte Spielzeit zwar unterhaltsam war, der jedoch bereits am Anfang vorschnell das Ende verriet. Urplötzlich die Angst, dass aus Mehr nicht Zu viel wurde. Ihre Worte, dass sie sich langsam an ihn gewöhnte. Kein leichtes Unterfangen, so freizügig wie ich Tag für Tag immer mehr die Kontrolle aus den Händen gab! Auf der einen Seite der Geschmack von Nichtachtung und Unterdrückung auf der anderen der von Freiheit und Rebellion. Mein Gefallen daran, dass wir uns im Wechselspiel von Demütigung und Dominanz gegenseitig provozierten. Mein Wissen darum, dass Dominanz nur in Gegenwart von Devotion existierte. So verschieden dabei unsere Rollen auch waren, am Ende saß ein jeder von uns am Steuer, saß ein jeder von uns im selben Film.

Gedankenspiele, die immer lebhafter wurden und selbst das Wort Demütigung gehörig in den Schatten stellten. Die Idee, bei beiden noch weitaus mehr Initiative zu erregen, sollte ich womöglich etwas nachhelfen und Ben von meinen Phantasien erzählen? Ich war mir sicher, dass er längst um meine Sehnsucht wusste. Mein Blick auf den Laptop, in Gedanken auf sein Profil. Dass mein Gedankenkarussell derzeit so schnell fuhr, bedeutete hoffentlich eins: Irgendwann endlich zur Ruhe zu kommen! Auch darauf bezog ich mittlerweile das Gesetz der Anziehung, dass sich drei gefunden hatten, die zusammen scheinbar hervorragend harmonierten.

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