Urplötzlich überlegte ich, sie nach den Fotos die sie Ben geschickt hatte zu fragen. Von ihrer Existenz hatte sie mir schließlich nie etwas erzählt. Demnach spielte sie selbst auch gerne das ein oder andere Spiel.
So sehr ich es in diesem Augenblick auch wollte, ich konnte sie in Bezug auf Ben einfach nicht mit der Wahrheit konfrontieren. Das wiederum gehörte zu meinem Spiel.
Ich begann auf Tuchfühlung zu gehen. Je dichter ich ihr dabei kam, desto mehr spürte ich wiederholt eine gewisse Form von Gegenwehr. Mit meinen Händen umfasste ich sanft ihren Körper, kam mit meinem Gesicht ihrem immer näher und setzte den Versuch an, sie liebevoll zu küssen. Innehalten, auf beiden Seiten.
Küsse auf ihre Wangen und auf ihren Mund, ihr Gesicht, das sie daraufhin mit einem dunklen Seufzer wegdrehte, womit sie ihre Zurückhaltung einmal mehr unterstrich.
„Nicht.“
Stille.
„Ich bin überall wund. Wenn Du mich berühren möchtest, dann höchstens an meinen Beinen. Eine Fußmassage wäre schön, wärest Du also so lieb?“
Anstatt ihrer Zurückweisung etwas entgegenzusetzen, folgte ich ihrer Bitte und rutschte wieder von ihr weg, streckte ich eine Hand aus, streichelte ich abwechselnd erst das eine und dann das andere Bein.
„Magst Du mit mir keinen Sex mehr?“
„Dass Du mich das eines Tages fragen würdest, hätte ich niemals gedacht.“
Stille.
„Eigentlich gefällt es mir gerade so wie es ist.“, entspannte sie sich zusehends auf ihrer Couch. Meine Finger, die ihre Füße Zeh für Zeh umspielten. Erneut ein Seufzen, das sich garantiert deutlich von dem unterschied, wenn Ben sie berührte.
„Ich beginne gerade, mich an ihn zu gewöhnen.“
Schweigend blickte sie zu mir herab.
„Wie oft hat er Dich heute Nacht eigentlich gefickt?“, versuchte ich so zu tun, als ob meine Worte auf ihre Äußerung eine logische Schlussfolgerung irgendeines belanglosen Themas waren. Ungläubig schaute sie zu mir nach unten.
„Möchtest Du das wirklich wissen?“
„Ja?“
Stille.
„Weiß nicht, seine Libido ist unglaublich, irgendwann habe ich aufgehört zu zählen.“, wurde sie zum Ende hin immer langsamer und schnalzte vergnügt mit der Zunge. Anschließend hörte ich erneut einen Seufzer von ihr.
„Hat Dir etwas ganz besonders gut gefallen?“
Stille.
„Ja? Zum Beispiel, dass er mir zeigt wie sehr er mich will.“, flüsterte sie von unserem Gespräch sichtlich erschöpft vor sich hin.
Stille.
„Er steht total darauf, mich in den Arsch zu ficken.“, schoss sie halb schüchtern, doch irgendwie auch halb schadenfroh hinterher. Sie fand zweifelsohne Gefallen daran, mir das alles zu sagen, mich damit Stück für Stück immer mehr zu provozieren.
Stille.
„Und?“
„Was und?“
„Hat er?“, blieb mir von jetzt auf gleich die Spucke weg. Olivia war dieser Art von Sex alles andere als abgeneigt, bevor ich sie jedoch diesbezüglich erobert hatte, verging eine ewig lange Zeit. Und so ärgerte ich mich darüber, dass er es bereits während der zweiten Verabredung geschafft hatte. Ich spürte Enttäuschung, Eifersucht und Demütigung, doch auch diese hämisch grinsende Lust.
„Und wie! Erst wollte ich nicht, doch er hat einfach nicht locker gelassen. Er war sogar ganz wild darauf, dabei auch in mir zu kommen.“
Stille.
„Und?“
Ihre Demütigung schien nicht enden zu wollen und so blieb sie stumm. Für mich enthielten ihre ausbleibenden Worte zweifelsohne Antwort genug.
„Wo noch?“
„Überall.“
„Auch in Deinem Mund?“
„Überall, einfach überall.“, wurde Olivia abrupt leiser, schloss sie ihre Augen und ließ sich angesichts meiner wohltuenden Berührungen, sowie ihrer Erinnerungen immer weiter fallen.
Mein Blick der auf ihrem Körper wanderte und in Höhe ihrer Augen hielt. An ihrem Blick erkannte ich, dass auch sie unsere Konversation gerade wollte, dass sie genau wie ich das Gesagte in Verbindung mit der fortlaufend kommunizierten Zurückweisung ungemein genoss.
Nie hätte ich es für möglich gehalten, dass ich jemals einen Menschen so dicht an mich heran lassen würde, dabei sprach ich sowohl von Olivia, als auch von Ben!
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