Das Vorhaben, die eigene Partnerin in Bezug auf die gemeinsam gelebte Intimität derart zu manipulieren, dass ihre Lust im Verlauf dermaßen anstieg, dass mit der Zeit ausnahmslos jeder ihren Wunsch nach sexueller Befriedigung selbst aus größter Distanz wie durch ein Wunder vernahm.
Die Feststellung, dass sie eine dermaßen am Selbstwert zehrende Tortur anscheinend nur durch die Suche im Außen relativieren konnte, in letzter Konsequenz des eigenen Seelenfriedens wegen relativieren musste.
Die Beobachtung, wie sie begann, potenzielle Verehrer immer selbstbewusster aufzufordern, sie entweder anzusprechen oder infolge frivoler Körperhaltungen mit überaus voyeuristischen Blicken zu studieren.
Reaktionen in Form einer immer größer werdenden Gier nach Selbstbestätigung, die sie das eine Mal mit einem reizvollen Lächeln, ein anderes Mal mit einem eindeutig zweideutigen Gespräch unterstrich.
Ihre Flirts die sowohl in der Bestimmtheit, als auch in der Anzahl immer mehr zunahmen. Bei vielen Menschen galt Fremdküssen bereits als Fremdgehen, bei ihr schon seit längerem nicht mehr.
Die aufstrebende Sucht, sich bald bei ausnahmslos jeden zu fragen, ob wenigstens bei dem spontan Auserwählten die Aussicht auf ein befriedigendes Abenteuer bestand. Ich sah selten T-Shirts mit der Aufschrift Everybody‘s Darling, Olivia hatte sie bald in jeder Größe und Farbe in ihrem Schrank.
So gierig wie sie seinen Schwanz geblasen hatte, musste ihr dieser Moment sowohl Genugtuung, als auch Befriedigung verschafft haben und bereute es im Nachhinein, dem Moment ihrer kurzweiligen Errungenschaft die meiste Zeit lediglich mit meinen Ohren gefolgt zu sein. Dabei hätte ich, genau wie es Ben im Chat verlautbart hatte, jederzeit beobachten können, wie sein Schwanz immer wieder in ihrem Mund verschwand.
Seit dem ich aufgewacht war, fühlte ich mich müde und schlapp. Offenkundig kein Tag zum Wohlfühlen, dachte ich. Gedankenversunken lief ich in die Küche und machte mir einen Café.
Auch wenn ich mit Hilfe des Gesetzes der Anziehung auf den vermeintlichen Grund unseres Kennenlernens gestoßen war, eine Zukunft hatte unsere Beziehung wohl eher nicht. Doch dienten die meisten Partnerschaften von vorn herein nicht nur einem einzigen Zweck?
Ich fand Olivia noch immer unbeschreiblich attraktiv, mehr noch, meine Gefühle waren ungebrochen, im Großen und Ganzen wie am ersten Tag.
So sehr ich nach wie vor um die Intensität meiner Phantasien wusste, so unerklärlich blieben sie mir. Und so sehnte ich mich insgeheim nach Vergeltung, nach Demütigung, für all das was ich ihr, nein, was ich uns damit letzten Endes antat. Das heimliche Zugeständnis, als Wiedergutmachung dafür zu sorgen, alles zuzulassen, was auch immer das genau war.
Was Ben betraf, wusste ich allerdings um sein Repertoire und war mir sicher, wenn ich Olivia nicht aufmerksam folgen würde, bedeutete es, dass sie ihre Selbstachtung im Rausch perverser Vorlieben diverser Kreaturen bald verlor.
Was die Kommunikation zwischen Olivia und mir betraf, wusste ein jeder von uns, dass diese absolut notwendig war, doch weshalb über Spielregeln reden, wenn man sich längst inmitten des Spiels befand?
Unser beider Gewissheit, dass Intimität weitaus mehr war als jede Art von Sex. Doch wer war nicht gerne eingeladen und setzte sich in Anbetracht eines knurrenden Magens an einen reich gedeckten Tisch?
Das Gespür, dass Olivia und Ben ohne großen Selbstbehalt längst miteinander kommunizierten. Das Piepen meines Handys, das eine Nachricht, eine Nachricht auf dem Portal von ihm an mich signalisierte. Kaum hatte ich sie geöffnet, erkannte ich diverse Handy-Screenshots, die offenbar eine vergangene Unterhaltung zwischen beiden dokumentierte.
Olivia: „Hi Ben. Wie geht es Dir?“
Ben: „Gut. Und Dir?“
Olivia: „Lust, mich zu sehen?“
Ben: „Nur zu sehen?“
Olivia: „:-)“
Ben: „Wann?“
Olivia: „Sa. Abend.“
Ben: „Gleicher Ort, gleiches Spiel?“
Olivia: „Mit einer Ausnahme.“
Ben: „Welcher?“
Olivia: „Dass es dieses Mal nicht nur dabei bleibt!“
Ben. „Hat es Dir etwa nicht gefallen?“
Olivia: „Sehr sogar!!! Doch würde mir auch noch etwas anderes mindestens genau so gut gefallen! ;-*“
Ben: „Und was?“
Olivia: „Das sage ich Dir wenn wir uns sehen.“
Ben: „Was ist mit Deinem Freund?“
Olivia: „Was soll mit ihm sein?“
Ben: „Weiß er von diesem Date?“
Olivia: „Ja?“
Ben: „Und er hat nichts dagegen?“
Olivia: „Wonach sah es denn beim letzten Mal aus?“
Ben: „Ist er wieder dabei?“
Olivia: „Geht es Dir um ihn oder um mich?“
Ben: „Um euch beide.“
Olivia: „Bist Du bi?“
Ben: „Alles andere!“
Olivia: „Dann verstehe ich gerade kein einziges Wort.“
Ben: „Dass Du mir in seiner Anwesenheit einen geblasen hast, hat mich unbeschreiblich angeturnt!“
Olivia: „Drecksau!“
Ben: „Das sagt die, die vor den Augen ihres Freundes den Schwanz eines anderen lutscht! Kommt jetzt eigentlich nur noch auf eines an.“
Olivia: „Auf was?“
Ben: „Ob Du auch wirklich alles zulässt, wonach Du gerade so brav verlangst?“
Olivia: „Mein Wunsch ist Dein Befehl.“
Ben: „Witzig. Genau das habe ich auch gerade zu mir gesagt!“