Was Olivia und mich betraf, waren wir uns scheinbar wie aus dem Nichts begegnet. Und wie verhielt es sich nun mit Fremden, gleichsam denkenden, lebenden, wie auch liebenden? Was für zwei Menschen galt, musste schlussfolgerichtig doch auch für eine ganze Gesellschaft gelten, oder etwa nicht? Je mehr ich darüber nachdachte, desto mehr verspürte ich den Wunsch, mich von meinen isolierten Gedankenspielen ein überschaubares Stück weit zu lösen und in die Offensive zu gehen. Mich mit einem Profil auf einem entsprechenden Portal zu zeigen, bedeutete einen wesentlichen Schritt in genau diese Realität, nach der ich mich zwar auf der einen Seite so sehr sehnte, vor der ich jedoch auch nach wie vor größten Respekt empfand.

Dass meine gnadenlose Gier nach Wagnis und Perversion lediglich Olivias Natur spiegelte, unterstützte mich bei diesem Vorhaben, woraufhin es nicht lange dauerte, bis ich auf scheinbar ernstgemeinte Sympathien traf.
Auch wenn ich dem Gesetz der Anziehung mit einer derart gezielten Suche auf die Sprünge half, war ich davon überzeugt, dass es letztlich nur eine Frage der Zeit war, bis jene Anziehungskräfte den wirkungsvollen Magnetismus in Bewegung setzten und dafür sorgten, dass sich die Menschen die gleich träumten, lebten und eben auch fickten einander über den Weg liefen. Wie gesagt, ich wollte mehr, viel mehr. Mehr von dieser Erregung, mehr von dieser Sucht, schlussendlich noch viel mehr von dieser Gestalt namens Hemmungsloser Fick.
 
 
Mein XL Schwanz (21/5) wird es ihr ausdauernd (!) besorgen. Bin hetero. Keine finanziellen Interessen. Das Gleiche erwarte ich von Dir!
Je mehr ich sein Profil erkundete, desto mehr offenbarte sich mir eine neue Welt. Nachdem ich etwas weiter gescrollt hatte, entdeckte ich Bilder, die anschaulicher nicht sein konnten. Bilder auf denen Männer teilweise mit Keuchheitsgürteln oder Halsbändern versehen in die Kamera oder auf das Geschehen selbst schauten, auf denen Frauen sich dem Betrachter in allen möglichen Posen darboten und an bestimmten Körperstellen mit einer milchigen Flüssigkeit überzogen waren. Seinen Freunden nach zu urteilen, schien er definitiv zu halten, was er auf seinem Profil versprach und stellte mir vor, dass auch Olivia und ich jeden Moment auf eines dieser Fotos zu erkennen waren.
 
 
„Du warst gerade auf meinem Profil und bist ganz offensichtlich auf der Suche nach einem Bull. Wenn Du Interesse hast, melde Dich!“, las ich in der Nachricht, die ich augenblicklich später in meinem Postfach fand.
„Die Geister die ich rief, haben es verdammt eilig.“, flüsterte ich voller Anspannung vor mich hin und leerte den Rest des Weines mit einem Zug.
„Habe Interesse.“, antwortete ich kurz. So sehr ich auch gegen die zunehmende Nervosität ankämpfte, so sehr war ich mir der längst erwachten Lust bewusst.
„Geht es um Deine Ehefrau oder Freundin?“, las ich weniger als eine Minute später überstürzt.
„Freundin.“
„Weißt Du schon wie es ablaufen wird?“
Wie es ablaufen wird? Nein, wusste ich nicht und schrieb ihm in genau diesem Tenor begleitet von drei Fragezeichen kurzerhand zurück.
„Zu aller erst schickst Du mir ein aktuelles (!) und aussagekräftiges (!) Foto von ihr. Sollte sie mir gefallen, melde ich mich, wenn nicht dann nicht. Weitere Kontaktaufnahmen sind dann zwecklos und landen direkt im Papierkorb!“
 
 
„Bist Du sicher, dass Du mir sie zur Verfügung stellen möchtest?“, schrieb er, kurz nachdem ich ihm ein alles andere als anonymisiertes, noch dazu äußerst demonstratives Foto zukommen ließ. Dass er nun im Besitz eines solchen Fotos war, brachte mich beinahe um den Verstand.
„Gefällt sie Dir?“, tippte ich ungeduldig auf die Tastatur.
„Sollte das auf dem Foto tatsächlich Deine Freundin sein, bin ich an ihr interessiert. Weiß sie von Deinem Vorhaben?“
„Ja und nein.“
„Ja, weil…?“
„Ja, weil sie davon weiß, dass es mich unglaublich anturnt, wenn Sie mit anderen Männern flirtet.“
„Geht es Dir nur ums Flirten oder auch ums Ficken?“
„Um beides.“
„Sicher?“
„Ich denke schon.“
„Klingt nicht gerade überzeugend! Nein, weil…?“
„Nein, weil ich nicht genau weiß, ob sie das hier auch wirklich möchte.“
„Hast Du Dir schon überlegt, auf welcher Basis Du sie von mir benutzen lassen möchtest?“
„Was meinst Du mit Basis?“
„Geht es Dir um Wifesharing oder Cuckolding?“
„Um ehrlich zu sein, kann ich das noch nicht abschließend sagen.“
„Bist Du dominant oder devot?“
„Kommt darauf an.“
„Worauf?“
„Auf die Situation?“
„Damit wir uns nicht missverstehen, wer mich treffen will, will in erster Linie meine Dominanz! Die meisten Männer der Frauen die ich ficke, sind devot. Kannst Du damit umgehen?“
„Ich denke schon.“
Die Möglichkeit, dass er mich gerade als Cuckold einschätzte, heizte meine Stimmung überraschend an.
„Steht sie auf XL-Schwänze?“
„Bezüglich Deines Aussehens bist Du genau ihr Typ.“, versuchte ich zu improvisieren und einem direkten Schwanzvergleich aus dem Wege zu gehen.
„Das ist doch schon mal ein Anfang und wenn sie untervögelt ist und das sind hier die meisten Stuten, ficke ich sie schneller als Dir vielleicht lieb ist und dann heißt es nicht mehr nur, dass sie davon weiß, wie sehr es Dich anturnt, wenn sie mit anderen Männern flirtet, sondern auch, dass sie davon weiß, wie sehr es Dich anturnt, wenn sie mit anderen Männern fickt!“
Auch die Tatsache, dass das hier gerade passierte, wir unsere Ansichten derart unbefangen kommunizierten, turnte mich unbeschreiblich an.
„Untervögelt ist sie definitiv!“, antwortete ich und begann, wiederholt meinen Schwanz zu berühren.
„Wie lange seit ihr schon zusammen?“
„Ein Jahr.“
„Ein Jahr und schon untervögelt? Lässt sie Dich nicht mehr ran?“
„Hin und wieder. Oft ist es aber auch so, dass ich einfach nur mit ihr spiele.“
„Und das bei ihrem Aussehen. Respekt!“
Ironie war etwas Schönes. Dass sein letzter Kommentar in genau diesem Sinne gemeint war, lag auf der Hand.
„Wann hast Du sie das letzte Mal gefickt?“
„Anfang letzter Woche.“
„Fickt sie fremd?“
„Nicht das ich wüsste.“
„Deinem Profil nach zu urteilen, turnt Dich diese Vorstellung an!“
„Hin und wieder.“
„Ist sie rasiert?“
„Totalrasiert.“
Ohne auf eine weitere Reaktion von ihm zu warten, setzte ich ihn darüber detailliert ins Bild.
„Es wird mir ein Vergnügen sein, auch diese Fotze abzufüllen! Nachfolgend erhältst Du eine Liste mit ein paar ihrer Vorlieben, die Du mit einem ja, nein, vielleicht beantwortest.“
„Ok.“
Dass ich seiner bestimmenden Art nichts entgegen setzen konnte, brachte meine Libido immer mehr in Fahrt.
 
 
„LLL, DirtyTalk, Blowjob, Schlucken, Bukkake, Anal, Foto/Video, MMF, Sandwich, FFM, GangBang, SM“, las ich kurz darauf. Seine Aufzählung las sich wie das Drehbuch eines exzessiven Pornos. Unterdessen ich die ersten Optionen schier überflog, hielt ich ab Foto/Video inne.
„Was genau meinst Du mit Foto/Video, MMF, FFM, GangBang und SM? Die einzelnen Abkürzungen sind mir geläufig.“
„Steht sie darauf, beim Sex fotografiert und/oder gefilmt zu werden?“
„Ja.“
„Steht sie auf Dreier?“
„Zumindest hatte sie schon den ein oder anderen.“
„MMF oder FFM?“
„Beides.“
„Mit Dir?“
„Weder noch. Meinst Du mit MMF mich?“
„Nicht unbedingt!“
„Das heißt Du hättest noch einen weiteren Schwanz im Angebot?“
„Mindestens einen, deshalb auch die Option GangBang. Was das FFM betrifft auch die ein oder andere Bitch. Steht sie auf Frauen?“
„Ja.“
„Dann wäre der Punkt FFM ebenfalls geklärt. Mit SM meine ich harten Sex.“
„Fesselungen?“
„Auch das! Die Liste! Für alles weitere habe ich jetzt keine Zeit. Übrigens, was Deine Zurückhaltung ihr gegenüber angeht, erwarte ich, dass es bis zu unserem ersten Treffen dabei bleibt! Verstanden?“
„Verstanden.“
Unterdessen ich den nächsten Schluck Wein direkt aus der Flasche trank, dachte ich nach.
LLL/ja, DirtyTalk/ja, Blowjob/ja, Schlucken/ja, Bukkake/ja, Anal/ja, Foto/Video/ja, MMF/ja, FFM/ja, GangBang/vielleicht, SM/ja“, antwortete ich und schickte die Nachricht begleitet von erlösenden Bewegungen kurzerhand ab.