Dem Ende der im Zuge eines Kennenlernens häufig gelebten Isolation als eigenständiges Individuum immer mehr entgegen sehend, verspürte ich den Wunsch, mich bei meinen Freunden, nunmehr vorwiegend in Begleitung von Olivia, wieder öfter sehen zu lassen und ihnen zu zeigen, dass es mich entgegen ihrer Meinung durchaus noch gab.
Unterdessen mich dieses Vorhaben bereits seit geraumer Zeit beschäftigte, war ich jedoch bei einem von ihnen immer wieder ins Stocken geraten. Schon bei dem leisesten Gedanken daran, verspürte ich die Gewissheit, dass sich beide sehr gut verstehen würden und hatte die Zufälle, die jedes Mal zu einer Absage geführt hatten wohlwollend zur Kenntnis genommen.
Unterdessen sich die meisten meiner Freunde in einer glücklichen Beziehung befanden, war die Aussicht auf eine derartige Voraussetzung bei ihm eher gering. Selbst wenn er sagte, dass er zum Zeitpunkt der Verabredung liiert war, konnte sich die Situation innerhalb von wenigen Tagen unverhofft ändern. Unverhofft kam bei Tom schließlich oft.
Obschon ich um meine Bedenken wusste, war ich dennoch darauf aus, ein Kennenlernen einzig und allein zu dritt zu gestalten und fieberte dem entsprechenden Augenblick insgeheim entgegen.
Nachdem ich ihr die Wohnungstür geöffnet hatte, schaute ich sie neugierig an.
„Wow!“, hörte ich mich schließlich sagen, den Rest meines Empfindens vehement unterdrückt.
„Gefällt es Dir?“, kommentierte sie meine Feststellung mit einem Schmunzeln und gab mir im Vorbeigehen einen Kuss.
Während sie auf ihren Ankle Boots elegant an mir vorbei schritt, strahlte mich der herrliche Schimmer des schwarzen Minirocks aus Vinyl unaufhörlich an. A Porn Legend las ich zudem auf ihrem Trägertop und erkannte, dass, wohl um diesem Glanz größtmöglichen Ausdruck zu verleihen, es in Höhe ihres Bauchnabels im Rock verschwand.
„Neu?“, rief ich, den Slogan im Stillen mehrmals wiederholend, aufgeregt hinterher.
„Niegelnagelneu.“, antwortete sie und schaute mich infolgedessen ebenso prüfend an.
Gedankenversunken folgte ich ihr ins Wohnzimmer und setzte mich auf die Couch. Weshalb trug sie Minirock und Statement ausgerechnet heute? Gerade weil ich ihr von seiner beeindruckenden Wirkung auf Frauen und bisweilen zweifelhaften Gabe mit ihnen umzugehen im Vorhinein berichtet hatte? Hatte ich womöglich zu viel erzählt und statt der beabsichtigten Distanz ein gewisses Interesse geweckt?
Es bedurfte keiner großen Vorstellungskraft wie Tom insgeheim reagieren würde, wenn er sie in diesem Aufzug sah, schließlich bedeutete für ihn diese Art von Kleidung die gleiche Konsequenz wie für mich.
Während jedoch die Wahrnehmung einer derartig gekleideten Fashionista bei mir eher dafür sorgte, dass mich die damit einhergehenden Phantasien von jedweder Handlung isolierten, bedeutet es für ihn, die spontan Auserwählte unnachgiebig zu bekehren.
Trug sie beides, um allein mich aus einer gewohnt verlockenden Laune heraus zu provozieren oder um ihm schlussendlich zu gefallen und erinnerte mich sprunghaft meiner Worte.
Ich möchte, dass Du weißt, dass ich pure Erregung empfinde, sobald sich ein anderer für Dich interessiert, wenn Du Dich auf Annäherungsversuche einlässt und möglichst eindeutigen Avancen mit einem anschließenden Flirt entsprichst.
Wenngleich ich mir der Freundschaft zu Tom sicher war, begann ich meinen aufkeimenden Hintergedanken zu folgen und sie mit einer gehörigen Portion Brisanz zu versehen.
Kaum hatte sie sich zu mir auf die Couch gesetzt, begann ich sie versucht unbeeindruckt auf dem infolge des Sitzens mittlerweile nur noch schmalen Streifen des ohnehin nur bis kapp über ihren Po reichenden Rocks zu berühren. Je länger ich mit den Fingerspitzen auf der glatten Oberfläche entlang rutschte, desto nervöser wurde ich, desto mehr spürte ich ihren Blick.
„Gefällt er Dir?“
„Sehr.“, versuchte ich die Erregung in meiner Stimme zu relativieren.
Stille.
„So sehr, dass Du mich jetzt auf der Stelle ficken könntest?“
Kaum hatte sie den Satz zu Ende gesprochen, streichelte sie mit einer Hand sanft über meinen Schritt. Als ich daraufhin in ihre Augen schaute, funkelten sie mich an.
„Definitiv!“, erwiderte ich in dem Glauben, in Kürze mein Handy nehmen und das Treffen erneut verschieben zu können.
Stille.
„Warte ab bis Du siehst was ich drunter trage.“, flüsterte sie verheißungsvoll.
In dem Moment, in dem ich versucht war, den verbleibenden Stoff vollends hochzuschieben, rutschte sie von mir weg.
„Lass uns los.“, antwortete sie beinahe gelangweilt und stand auf.
Dass sie mir gestattet, bis kurz vor eine intime Schwelle zu treten, nur um mich gleich darauf in meinen Erwartungen furchtbar zu enttäuschen, hallte es anscheinend nicht nur bei mir unaufhörlich nach und richtete bei diesem Gedanken meine leuchtenden Augen auf ihren angesichts des etwas kürzer geschnittenen Blazers nur teilweise verdeckten Arsch.
Unterdessen ich mich mit meinen Empfindungen im Kreis drehte, gab ich ihr meinen Autoschlüssel und kommentierte die unausgesprochene Bitte mit den Worten „Zurück fahre ich.“
„Hatte ich eigentlich erwähnt, dass Tom auf die selbe Art Kleidung steht wie ich?“, versuchte ich kurz nach dem Losfahren betont vorwurfsvoll zu klingen. Als ich ihren Rock daraufhin erneut berühren wollte, schob sie meine Hand unvermittelt weg.
„Welcher Mann macht das nicht?“, schmunzelte sie gleichgültig ins Leere.
Stille.
„Wenn Du meine Verbindung zu Alex prüfst, prüfe ich eben Deine zu Tom.“ fügte sie ihren Worten mit einem Mal äußerst vielversprechend an. Mir stockte der Atem.
„Und hatte ich eigentlich erwähnt, dass mir Tom heute Nacht über Facebook eine Nachricht geschrieben hat?“, heizte sie das Feuer weiter an.
Stille.
„Was hat er Dir denn geschrieben?“
„Das er sich darauf freut, mich kennenzulernen.“
Mittlerweile starr vor Eifersucht versuchte ich mir zu erklären was das sowohl für heute Abend, als auch für die Zukunft bedeuten konnte und loggte mich noch im selben Moment bei Facebook ein.
Das sie mittlerweile befreundet waren, empfand ich als legitim, doch weshalb hatte ausgerechnet er ausgerechnet ihr diese Nachricht geschrieben? Aus Höflichkeit oder purer Berechnung und erinnerte mich äußerst widerwillig seiner Natur.
Für jeden Außenstehenden galt diese Nachricht zweifelsohne als Beleg für einen gewissen Charme. Einer von unzähligen Charakterzügen mit denen er regelmäßig jonglierte und die mehr oder weniger allesamt dazu führten, dass ihm die Frauen reihenweise verfielen, zumindest solange, bis er sie nach deren Eroberung von jetzt auf gleich ignorierte und ihren Selbstzweifeln überließ.
„Hast Du geantwortet?“
„Klar?“
Stille.
„Und was?“
„Das ich mich ebenso darauf freue, ihn kennenzulernen.“
„Mehr nicht?“
„Mehr nicht.“, antwortete sie und streifte mir erneut äußerst zaghaft über den Schritt. Wenngleich mich jedes ihrer Worte nach wie vor quälte, begann der Schmerz, obschon sie mich gerade wiederholt nur halbherzig berührt hatte, in eine Art Vorfreude zu flüchten.
Wie mir schien, führten Eifersucht und Lust gerade einen weiteren Tanz und übergab mich der Gelegenheit eines weiteren prüfenden Augenblicks, für alle Beteiligten.