Wie weit war ich wirklich bereit zu gehen? Und was ebenso von Belang war, wie weit war sie bereit mitzugehen? Meine Phantasien waren mehr als das was wir beide bisher zusammen erlebt hatten, geschweige denn was ich ihr gegenüber bisher offenbart hatte.
Wenngleich sie mir hin und wieder anvertraut hatte, dass sie mein Kopfkino während gewisser intimer Momente allein und auch zu zweit mitunter begleitet und auf überraschende Weise unglaublich erregt hatte, es blieb eine Phantasie.
Und auch wenn wir nach dem gemeinsamen Sex das ein oder andere Mal darüber gesprochen hatten und ich mein Bestes tat, um glaubhaft zu versichern, dass das was ich von mir gegeben hatte vollkommen ernst gemeint war und ihre Reaktion daraufhin mehr Akzeptanz denn Ablehnung beinhaltet hatte, es blieb ein Dialog.
Ihre Welt bestand in erster Hinsicht aus Provokation. Doch war es damit genug? Oder gab es etwas, das auch sie darüber hinaus dermaßen erregte, das auch sie die Kontrolle über sich verlor und sich hemmungslos hingeben musste? Vielleicht etwas von dem sie selbst noch nicht wusste, dass es existierte? Lagen wir auch nur annähernd gleich auf oder befanden wir uns an zwei vollkommen verschiedenen Orten? Wer sagte mir, dass sie nicht längst zu viel mehr bereit war und lediglich auf ein Zeichen von mir wartete, sich nahezu nach einem Zeichen von mir sehnte?
In unserem Leben wurden wir alle mehr oder weniger mit den Dingen konfrontiert, die sich im Laufe der Zeit in unserem Geiste manifestierten. Das Gesetz der Anziehung nannte es das längst gesellschaftsfähig gewordene Bewusstsein der Spiritualität. Und so verwunderte es mich nicht, dass ich im Laufe unserer Beziehung immer wieder Situationen gegenüberstand, die ganz offensichtlich meinen Phantasien entsprachen.
Als ob es eine Art unbewusster Fokussierung gab, traten Gelegenheiten zu Tage, die wiederholt vertrauten Grundsätzen folgten. Eine Art Gewissheit auf dem richtigen Weg zu sein und das Richtige zu tun oder eine Art Prüfung, ob man wirklich auf dem richtigen Weg war und wirklich das Richtige tat? Willst Du das wirklich war eine Frage, die mich im Laufe der Zeit immer öfter begleitete. Aus Gründen des Zweifelns? Des Schutzes? Der Kontrolle, wohl um einer Überforderung und infolgedessen einem Scheitern worin auch immer vorzubeugen?
Immer wieder stellte ich mir die Frage, weshalb ich diese Erregung spürte, wenn ich sie den Blicken und Hintergedanken Fremder überließ, wenn ich sie in meinem Kopfkino der hemmungslosen Benutzung auslieferte, noch dazu wenn ich mich in diesen Augenblicken selbiger entzog. Weshalb ich nicht anders konnte, als mich dieser schier wütenden Erregung hinzugeben und mich bis zur absoluten Erschöpfung selbst zu befriedigen, nur um das Szenario im Anschluss in rasende Eifersucht zu ertränken?
Meine Phantasien besaßen dermaßen viel Kraft, dass ich überaus vorsichtig mit ihnen umgehen musste und behielt sie auch weiterhin besser für mich. Gerade weil ich damit in erster Hinsicht nur mir Rechenschaft abzulegen brauchte. Gehörte das alles zu einer Art Prüfung und war die Stimme einer zu einem Gefühl gewordenen Instanz?