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About Olivia /// Spiegelungen meiner Selbst

Lautes Stimmengewirr ließ die Erinnerung plötzlich wieder verblassen und mich in dem plüschigen Separee wiederfinden. Immer wieder versuchte ich mich von meinem Schleier zu lösen und mich in diesem Raum zu orientieren.
Ich schaute nach vorne und erkannte, wie die Stripperin auf der anderen Seite des Podests mit dem Rücken zu ihrem Publikum auf allen vieren hockte und sich ihren Beobachtern breitbeinig darbot. Während sie sich wie eine Schlange vor und zurück bewegte, schaute sie meinen Freund unentwegt an.
Als ich wieder auf die Männer hinter ihr schaute, blickte ich in weit aufgerissene Augen, die wie besessen auf ihr Geschlecht starrten, hörte ich ihr lautstarkes Gegröle, hörte ich das Weiter und Nochvielmehr!

Dabei versuchte sie der zugewiesenen Rolle immer wieder aufs Neue gerecht zu werden, den Erwartungen ihres Publikums immer wieder aufs Neue entsprechen zu wollen, sich schließlich immer noch mehr aufzugeben, als sie es ohnehin schon tat.
Als ich wieder vorsichtig zu ihm schaute, erkannte ich, dass er ihrem Schauspiel nach wie vor konzentriert folgte und begann, vor Eifersucht aber auch vor Neid hin und her zu rutschen.
Um ihrer vulgären Darbietung noch mehr Ausdruck zu verleihen, begann sie plötzlich ihren Oberkörper auf dem Podest abzulegen und vom frenetischen Applaus ihrer Voyeure begleitet, ihre Arschbacken auseinander zu ziehen.
Als ich wieder zu ihm schaute, erkannte ich, dass er nach wie vor keine Notiz von mir nehmen wollte und in seiner Welt offenbar gefangen war.
„Wäre das ok?“, hörte ich ihn plötzlich neben mir sprechen.
Irritiert starrte ich ihn an.
Stille.
„Klar?“, antwortete ich schließlich verträumt und fernab der Realität.
Als ich mir mit meinen zitternden Hände eine Zigarette aus dem Etui nehmen wollte, fiel es mir herunter und verteilte alles um mich herum.
In dem Moment in dem ich mich nach unten beugte, spürte ich die Wirkung des Alkohols und schwankte mit jedem Atemzug.
„Darf ich mich zu Dir setzen?“, hörte ich plötzlich jemanden sprechen.
„Bist Du das erste Mal hier? Ich habe Dich hier noch nie gesehen.“, führte er den Monolog fort und setzte sich ungeachtet meiner ausbleibenden Antwort hin.
Als ich zu ihm sah, erkannte ich, dass er auf der Stelle Platz genommen hatte an dem mein Freund gesessen  hatte und schaute mich, ob meines anhaltenden Schwindels, suchend um.
„War das Dein Freund?“
Unfähig auch nur mit einem Wort darauf zu antworten oder ihn mit einem kurzen Augenblick zu versehen, nickte ich ihm zu.
„Du weißt schon, dass er sich gerade einen Lapdance holt?“
Schockiert starrte ich ihn an.

Über eine Stunde hatte es gedauert, bis sich mein Freund wieder zu mir gesellte, in der Folge wir stillschweigend, jeder für sich, zu unserem Auto liefen. Dass ich ihm im Auto, noch vor der Bar, einen blasen sollte, fand ich zwar unter diesen Umständen überaus anmaßend, doch irgendwie auch legitim und gab mich mit allem was ich hatte , inklusive Deep Throat, wie selbstverständlich hin.
Ein Augenblick voller Demütigung, ein Augenblick voller Lust, der Glaube daran, es niemals zu bereuen. Während er in meinem Mund abspritzte, war ich mit meinen Gedanken in meiner Phantasie.

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