comment 0

About Olivia /// Samtig weicher Bezug

Sobald wir vor der Bar eingeparkt hatten, musste ich immer wieder auf die dezente, doch gleichermaßen auch anziehende Leuchtschrift des Namens Lollipop starren. Wie eine Mücke vom Licht schien ich von diesem Schriftzug angezogen zu werden. Der Name war direkt über der Eingangstür angebracht und erstrahlte in wunderschönem Rot. Jeweils links und rechts vom Eingang brannten mehrere Fackeln, die das verruchte Leben im Inneren der Bar übertrieben festlich ankündigten.
Je mehr wir uns der Eingangstür näherten, desto mehr begann ich ein immer wiederkehrendes Surren wahrzunehmen. Als wir die Tür schließlich erreicht hatten, schien das Geräusch wie ein quälender Atem von innen gegen sie zu schlagen und sich mit aller Macht befreien zu wollen. Aufgeregt spähte ich durch die seltenen Töne hindurch.
Nachdem er ein zweites Mal geklingelt hatte, öffnete sich die Tür wie von Geisterhand und gab den unterdrückten Bass überhastet frei.

Die schier übermächtige Erscheinung des Türstehers verriet, in welche Art Etablissements wir gerade bereit waren, einzutreten und versuchte, seine misstrauischen Blicken mit einem flüchtigen Lächeln zu entschärfen.
Mein Herz pochte wie wild und schien es der von außen wahrgenommenen Frequenz immer mehr nachahmen zu wollen. Immer wieder versuchte ich mich zu beruhigen und atmete tief durch.
Nachdem wir einen langen dunklen Flur passiert hatten, standen wir urplötzlich in einem nur geringfügig helleren und lediglich mit akzentuierten Lichtern versehenen Raum und schauten auf ein langes Podest. Das Podest selbst war leer und schaute fragend zu ihm.

„Dort drüben sind noch ein paar Tische frei.“, rief er zu mir und zog mich hinter sich her.
„Ich sehe hier nur Männer.“, rief ich zurück, während ich die Menschen um mich herum zählte.
„Ich auch.“, antwortete er und lachte mir überheblich ins Gesicht. Hatte er mich bezüglich der Frauen angelogen oder spielte mir einfach nur der Zufall einen Streich? Über diesen Zwiespalt fassungslos gestimmt, schaute ich erneut ins Publikum und versuchte, mich mit der Rolle der einzigen Zuschauerin abzufinden.
„Heute ist Donnerstag. Vielleicht liegt es daran.“
Um das Podest befanden sich kleine Separees die allesamt auf den Laufsteg gerichtet waren und dem Publikum eine freie Sicht auf das anscheinend in Kürze stattfindende Geschehen boten. Sobald wir in einem solchen Separee Platz genommen hatten, servierte uns ein Kellner eine Flasche Wein.

Unterdessen der Kellner die Flasche öffnete, erstrahlte das Podest plötzlich in gleißendem Licht. Eine Frau mit langen dunklen Haaren und schwarzem, metallisch glänzendem Minikleid betrat augenblicklich später die Bühne und fühlte sich scheinbar mühelos in die Musik ein. Fasziniert starrte ich auf ihre Erscheinung und übergab mich langsam aber sicher dem samtig weichen Bezug. Je mehr ich der Musik lauschte und ihren lasziven Bewegungen folgte, desto mehr versanken der Club, seine Gäste, selbst mein Freund im Nirgendwo. Wie hypnotisiert schaute ich fortan auf ihr schwarzes Kleid, welches in den Scheinwerfern märchenhaft glänzte, auf ihre Hände, die sie immer wieder an der Stange auf und ab gleiten ließ, schaute auf ihren Arsch, den sie ihrem Publikum immer wieder provozierend entgegenstreckte, in ihr junges, attraktives Gesicht und schließlich auf mich.

Hinterlasse einen Kommentar